Jesus soll einst in den Himmel aufgefahren sein. Der ganze Jesus? Nein. Ein kleines Teil von ihm blieb auf der Erde. Denn Jesus war Jude, und jüdischen Jungen entfernt man die Vorhaut. Diese Vorhaut wurde jahrhundertelang als Reliquie verehrt – und zwar an gleich 13 Orten auf der Welt. Für die Getreuen des wahren Katholizismus, ein geheimer erzkatholischer Kreis unter Leitung des Kölner Erzbischofs Cumulus, stellt sich Ende des 20. Jahrhunderts nun die Frage, wo sich die „echte“ Vorhaut des Erlösers befinden mag. Hinzu kommt eine zweite, noch brennendere Frage: Wie ist der Niedergang der Kirche aufzuhalten? Mit nicht immer legalen Mitteln setzen sie einen Plan um, den nicht wenige als teuflisch bezeichnen würden.
Ein Ton der Posaunen Jerichos, die Muttermilch Mariens, die Finsternis Ägyptens, das Ei des heiligen Geistes, Barthaare Noahs, Splitter des Kreuzes, Kot des Palmesels – fast nichts Biblisches, was nicht auf Fläschchen gezogen, in Gold und Edelsteine verpackt in der katholischen Kirche als Reliquie verehrt wurde. Befriedigt wurde so das Bedürfnis nach Nähe zum Heiligen, wie auch das nach finanziellem Gewinn durch die Pilgerströme. Nicht nur die Vorhaut Christi gab es mehrmals, auch viele Heilige und das Kreuz Jesu hätten aus der Vielzahl der angebeteten Einzelteile gleich mehrfach wieder zusammengesetzt werden können.
Die Fantasie der Akteure der Kirche ist auch heute noch unbegrenzt und soll nun ihren Niedergang aufhalten. In den Augen der Getreuen des wahren Katholizismus bietet die erstklassige Christusreliquie die Chance, das Rad der Geschichte zurückzudrehen, in eine Zeit vor Missbrauchsskandal und Aufklärung – und zwar auf eine verblüffend moderne Weise.
Rolf Cantzen durchwebt seinen Roman mit historischen Rückblicken und, trotz des ernsten Themas, wie gewohnt mit einer Prise Humor.
Nur sehr wenig in diesem Roman ist frei erfunden.