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Eine zornige Frau
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Wassyla Tamzali
Eine zornige Frau
Brief aus Algier an die in Europa lebenden Gleichgültigen
Alibri, 2020
978-3-86569-308-2
Aus dem Französischen übersetzt von Lou Marin
Mit einem Nachwort von Naïla Chikhi
175 Seiten, Klappenbroschur
15,00 €

In der Debatte um Identitätspolitiken setzt die algerische Feministin Wassyla Tamzali dem Mythos der kollektiven Identität die Erinnerung an den Kampf für Freiheit und Gleichheit entgegen. Sie verteidigt den universalistischen Feminismus der Gleichberechtigung gegen kulturalistische und postmoderne Einschränkungen. Ihre besondere Kritik gilt jenem Teil der europäischen Linken, die die Ideale und Ziele der Revolte von 1968 vergessen haben und sich kulturrelativistischem Denken ergeben. Vermeintlich postkoloniale Diskurse haben in Algerien und Frankreich – wie auch in Deutschland – zu einer Stärkung orthodox-religiöser und fundamentalistischer Positionen und Gruppen geführt. Dass viele europäische Feministinnen heute einem Kulturrelativismus folgen, ruft bei der Feministin Tamzali das Gefühl hervor, „zur Einsamkeit verurteilt“ zu sein. Ihr Buch ist daher als Aufruf an die europäischen Freund*innen zu verstehen, ihr koloniales Schuldgefühl zu überwinden und den gemeinsamen Kampf für die unteilbaren Allgemeinen Menschenrechte weiter zu führen. Tamzali schreibt darüber, wie der Begriff der „Vielfalt“ die Vorstellungen von Gleichheit und Demokratie ersetzt, über „moderate“ Vorzeigemuslime, über den patriarchalischen muslimischen Eros, über den Schleier und über ihre Erinnerung an den Tag der Unabhängigkeit, an dem die Frauen – von Schleier und Kolonialismus befreit – mit im Wind wehenden Haaren zu Hunderten auf den Straßen tanzten. Naïla Chikhi, unabhängige Referentin für die Themen Frauenpolitik und Integration, stellt in einem Nachwort die aktuelle Situation in Deutschland dar. Sie schildert ihre Befremdung darüber, dass heute ausgerechnet die Linke ihre einst gegen Theokratie und Feudalismus erkämpfte Freiheit und ihre Werte für gescheitert und nichtig erklärt. Sie fordert die Politik der Orientierung am Fundamentalismus aufzugeben, die Trennung von Staat und Religionen zu schützen und somit auch all die, die sich gegen überkommene Moralvorstellungen und für die Allgemeinen Menschenrechte einsetzen. Zornig ist die in Algerien geborene Feministin Wassyla Tamzali. Nicht nur wegen der Verletzung der Frauenrechte die sie während des französischen Kolonialismus, und dem algerischen Befreiungskampf sowie dem islamistischen Fundamentalismus erlebte. Sie ist auch zornig auf den Teil der europäischen Linken, der die Ideale und Ziele der Revolte von 1968 vergessen hat und dessen Haltung in Algerien und Frankreich – wie auch in Deutschland – zu einer Stärkung orthodox-religiöser Positionen und Gruppen geführt hat.

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