1911 erschien Reinhold Lewins Buch mit dem Untertitel „Ein Beitrag zur Geschichte der Juden in Deutschland während des Reformationszeitalters“. Darin setzte sich der Rabbiner mit Luthers wechselnder Haltung zu den Juden auseinander. Die Arbeit war nicht nur die erste wissenschaftlich fundierte Monographie, welche die prinzipielle Verneinung des Judentum als grundlegendes Element in Luthers Theologie darstellte, sie reflektierte auch die historischen Folgen von Luthers Verbalattacken: „Die Saat des Judenhasses … schießt zwar zu seinen Lebzeiten nur verkümmert empor. Sie geht aber darum nicht spurlos verloren, sondern wirkt noch lange durch die Jahrhunderte fort, Luthers Kurzes Bekenntnis vom heiligen Sakrament (1544) und die Erwiderung Heinrich Bullingers Wahrhaftes Bekenntnis der Diener der Kirchen zu Zürich (1544). Luther hetzte bis an sein Lebensende gegen die Juden. Die Hasspredigt Eine Ermahnung gegen die Juden schrieb er drei Tage vor seinem Tod. In seinem kurz zuvor verfassten Brief an seine Frau Käthe, die seine Einstellung gegenüber den Juden vollkommen teilte, sprach er sich dafür aus, dass die Obrigkeit den Juden jeglichen Schutz entziehen solle. wer immer aus irgendwelchen Motiven gegen die Juden schreibt, glaubt das Recht zu besitzen, triumphierend auf Luther zu verweisen.“ Der von Karsten Krampitz neu herausgegebene Text ist ein wichtiges Dokument für die Debatte um den Reformator und seine historische Bedeutung.