Es ist erstaunlich, dass der römisch-katholische Radio-Priester Charles Coughlin – Vertreter der amerikanischen Religiösen Rechten, Antikommunist, Antisemit, Demagoge und Zeitzeuge der ersten America First-Bewegung – hierzulande so gut wie unbekannt ist. Ebenso erstaunlich ist, dass er bis vor kurzem in den USA, einem Land, in dem allsonntäglich Millionen Menschen seinen politischen Predigten lauschten, nahezu vollständig in Vergessenheit geraten war. Coughlins Geschichte weist viele Aspekte auf, die auch gegenwärtig in Gesellschaft und Politik, nicht nur in den USA, eine Rolle spielen: die Nutzung neuer Medien für die Verbreitung von alternativen Fakten und Verschwörungstheorien, der Erfolg populistischer Versprechungen, Narzissmus, die Konfrontation von Demagogie und wehrhafter Demokratie. Der Politikwissenschaftler Helmut Klumpjan schildert das politisch-religiöse Leben Father Coughlins, erklärt den historischen und politischen Kontext seiner Zeit (1891–1979) und misst zuletzt den Wegbereiter des Hate Radio an seinem eigenen Idol: Wie gelingt es einem Menschen, der sich das Liebes-Motto einer christlichen Heiligen auf die Fahne geschrieben hat, dennoch Hass zu verbreiten?