Der türkische Autor Aziz Nesin ist immer noch vorwiegend als Satiriker bekannt. In dem von Klaus Liebe-Harkort vorgelegten Sammelband begegnet er uns als bedeutender Schriftsteller und als radikaler Humanist. Die Erzählungen drehen sich um die großen menschlichen Themen, um Liebe, Einsamkeit und Tod. Es handelt sich um Geschichten, „bei denen es nichts zu lachen gibt“ (Klaus Liebe-Harkort im Vorwort), die aber trotzdem fast immer einen optimistischen Ausblick gewähren: Aziz Nesin hält an der Veränderbarkeit der Welt und an der Kraft menschlichen Denkens fest. In einer Zeit, in der die Türkei unter Präsident Erdo?an immer weiter nach rechts driftet, ist es umso wichtiger, jenen türkischen Traditionen Gehör zu verschaffen, die Ausgrenzung und Autoritätsgläubigkeit längst hinter sich gelassen hatten. Neben vielen anderen gehört dazu auch der atheistische Schriftsteller Aziz Nesin, der stets das Menschsein als Ausgangspunkt seiner Dichtung nahm.