Kontrolliert, gedemütigt, verprügelt, bestraft, sexuell missbraucht, zur Mittäterschaft gezwungen – das Erleben katholischer Internate wird in den hier gesammelten Texten ungeschützt erinnert. Die biografischen Reflexionen zeigen, wie in der „totalen Institution“ Internat Kontrolle, Hierarchie, Gewalt und sexueller Missbrauch ineinander greifen und eine spezielle Variante „schwarzer Pädagogik“ ausbilden. Der Zweifel an rigiden Glaubensvorschriften verbindet sich mit dem Gefühl, sündig und minderwertig zu sein. Die christliche Demutsforderung mündet in die systematische Demütigung der Zöglinge. Die persönlichen Rückblicke machen deutlich: Sexualisierte Gewalt in katholischen Internaten geschieht nicht zufällig durch psychopathische Einzeltäter. Sie wird begünstigt durch hierarchische Institutionen, durch christliche Ideologie und durch eine zur „Reinheit“ verpflichtete zölibatäre Männergemeinschaft.