Das vorligende Buch behandelt Denkfallen, mit denen wir immer wieder konfrontiert werden. Dabei sprechen die Autoren von Fehlern, nicht von Irrtümern. Irrtümer sind einfache Falschinformationen. So irren wir uns, wenn wir glauben, die deutsche Fußballmannschaft sei 2008 Europameister geworden. Ein (kognitiver) Fehler ist es dagegen, wenn wir die Gesamtzahl der Tore während der laufenden Bundesligasaison schätzen sollen, diese Schätzung auf Basis der ersten beiden Spieltage vornehmen und dann zu niedrig liegen.
Es gibt Denkmuster, denen wir als Menschen nahezu unrettbar immer wieder verfallen. Anhand von Beispielen aus Ökologie, Physik, Psychologie und Medizin untersuchen die Autoren diese Fallstricke, die die Evolution tief in unserem Gehirn verankert hat. Im ersten Kapitel wird dazu die evolutionäre Entstehungsgeschichte unseres Denkorgans geschildert. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit dem Informationsgewinn in unbekannter Umgebung und mit den Denkfehlern, die dabei passieren können. Weiter geht es mit den Problemen, die komplexe Systeme uns bereiten können, und mit den Arten der Entscheidungsfindung, die wir dazu anwenden. Sodann wenden sich Frey & Frey Fehlern zu, die oft auch Wissenschaflern unterlaufen: das hartnäckige Festhalten an der ersten Hypothese, ein fehlendes Bemühen um Falsifikation, das Ignorieren widersprechender Belege und eine verfälschende Erwartungshaltung. Das fünfte Kapitel untersucht, wie unser Gehirn die Welt um uns zu ordnen versucht und wir dabei Dinge sehen (optische Täuschungen), die gar nicht da sind. Im letzten Kapitel („Was nun? Fazit und Ausblick“) geben die Autoren Tipps, wie sich Fehler (teilweise) vermeiden lassen.
Das Buch von Ulrich und Johannes Frey bietet nicht nur einen hervorrragenden Überblick über die Ursachen für viele Denkfehler, die uns in Alltag und Wissenschaft heimsuchen, es ist darüber hinaus eine leicht verständliche Einführung in die erkenntnistheoretische Problematik, wie wir als Menschen die Welt sehen und nicht selten dabei fehl gehen.
Ulrich Frey promovierte über kognitive Fehler in der Wissenschaft; Johannes Frey promovierte über Erzähltheorie.
B. Reinsdorf