„Der Koran hat mehrere Gesichter“ – diese Äußerung wird Ali, dem vierten Kalifen zugeschrieben. Und auch der Publizist Hamed Abdel-Samad zeigt, dass sich mordende Fanatiker ebenso auf Passagen des Buches berufen können wie sozial engagierte, ihrer Umgebung gegenüber tolerant eingestellte Menschen. Dazu stellt Abdel-Samad in elf Kapiteln wichtige Aussagen des Korans vor, zitiert die Passagen, ordnet sie in den historischen Kontext ein und interpretiert sie. Es geht um Spiritualität und Sozialethik, Toleranz und Gewalt, Frauen und Sexualität. In einem politischen Nachwort stellt er klar, dass nur ein kritischer Umgang mit dem „heiligen Buch“ die Möglichkeit schafft, es von der politischen Utopie, die mit ihm verknüpft ist, zu befreien.
G. Reinsdorf