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Hitlers Theologie
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Rainer Bucher
Hitlers Theologie
Echter, 2008
228 Seiten, gebunden
16,80 €

Die Frage, ob der Nationalsozialismus eine „gottlose“ Ideologie gewesen sei, führt immer mal wieder zu heftigen Diskussionen; insbesondere höhere Kirchendiener stellen die braune Barbarei gerne als Ausgeburt des Atheismus dar. Hitlers Theologie – verfaßt von einem katholischen Theologen und erschienen in einem katholischen Verlag – liefert in einer selten dagewesenen Dichte Gegenargumente gegen derlei Verleumdungen. Dabei geht es Bucher nicht um Hitlers tatsächlichen persönlichen Glauben, der nur sehr schwer rekonstruierbar erscheint, sondern um dessen öffentlichen Äußerungen, also um das Bild, das Hitler diesbezüglich vom Nationalsozialismus entwarf.
Der Professor für Pastoraltheologie (Universität Graz) beschreibt den Nationalsozialismus als keineswegs restauratives Projekt, sondern als Versuch, Elemente der Moderne zu integrieren, um umso erfolgreicher die pluralistische Gesellschaft in eine totalitär strukturierte Gemeinschaft umformen zu können. Ein „identitärer Mythos“ tritt an die Stelle des öffentlichen Raums, in dem die politischen Konflikte ausgetragen werden können. Insofern sei der Nationalsozialismus eine „Risikovariante einer säkularisierten Politik“. Zugleich greift Hitler in der Herrschaftsbegründung zurück auf religiöse Muster, verwendet die Begriffe „Vorsehung“ und „Gott“ über den gesamten Zeitraum seiner politischen Karriere hinweg, von den frühen Auftritten bis zur letzten Rundfunkrede. Seit 1933 stellt sich der „Führer“ ohne jede Zurückhaltung als mit dem „Segen der Vorsehung“ ausgestattet dar (was auch als rhetorische Immunisierungsstrategie gesehen werden kann). Dabei beruft er sich keineswegs auf anonyme Schicksalskräfte, sondern explizit auf Gott: mit „der tiefsten Gottgläubigkeit“ gehe er in die Zukunft (Juni 1937), der Nationalsozialismus diene „der Erfüllung eines göttlichen Willens“, die Vernichtung der Juden wird als „Werk des Herrn“ gerechtfertigt (Mein Kampf, 1925). In den frühen Jahren stellt sich Hitler sogar ausdrücklich in eine christliche Tradition: „Mein christliches Gefühl weist mich hin auf meinen Herrn und Heiland als Kämpfer.“
Buchers Ausführungen über „theologischen Totalitarismus“ und sein Plädoyer für einen Gott der Gnade dürften Ungläubige weniger ansprechen, sie zielen ebenso auf innerkirchliche Diskussionen, wie seine Darstellung der Position der katholischen Kirche (nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil) zu Menschenrechtsfragen. Seine Ausführungen, wie Hitler seine Macht „theologisch“ absichert und in welch hohem Maße er sich dabei auf einen persönlichen Gott beruft, ist hingegen absolut lesenswert.
G. Reinsdorf

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