Noch immer wird Kirchen- und Religionskritik auch in westlichen Gesellschaften stigmatisiert. Dabei wären die modernen westlichen Verfassungen und demokratischen Gesellschaften, von denen auch religiöse Menschen profitieren, ohne diese - als zentrales geistiges Anliegen der Aufklärung - gar nicht erst entstanden. Der Philosoph Peter Kamleiter zeigt auf, dass die Kritik an Religion und deren Institutionen neben dem aktuellen gesellschaftlichen Aspekt auch in der Sache mehr als berechtigt ist. Aus philosophischer, historischer, naturwissenschaftlicher aber auch theologischer Sicht zeigt er im ersten Teil die profane Genese der Religionen, ihre intellektuellen und moralischen Unzulänglichkeiten sowie deren Widersprüche exemplarisch am Christentum auf.
Im zweiten Teil erfolgt unter Bezugnahme auf das Religionsverfassungsrecht eine kritische Evaluation des aktuellen Verhältnisses von Religion, Staat und Kirche in der BRD. Beispielsweise hinterfragt Kamleiter, wie es noch zu rechtfertigen ist, dass die immensen Kosten, die mit einer nicht mehr zeitgemäßen Kirchenprivilegien verbundenen sind, von einer immer mehr anwachsenden Zahl von kirchenfernen Steuerzahlern finanziert werden müssen. Eine weitere zentrale Frage in diesem Zusammenhang betrifft die nach der Berechtigung des von den Kirchen in Anspruch genommenen Selbstverständnisses, als eine in unserer Gesellschaft immer noch maßgebliche moralische Instanz zu gelten. Damit nämlich begründen die Kirchen und die kirchenfreundlichen Politiker die hier in Frage gestellten Kirchenprivilegien trotz einer dramatisch ansteigenden Austrittssituation und einer sich immer mehr multireligiös aber gleichzeitig auch atheistisch entwickelnden Gesellschaft. Kamleiter untermauert diese Grundsatzfragen nach dem Verhältnis von Staat und kirchlichen Institutionen mit Zahlen und Fakten. Gleichzeitig fordert er die Schieflage zwischen Verfassungsnorm und Verfassungswirklichkeit unter Berücksichtigung der sich dramatischen ändernden gesellschaftlichen Entwicklung endlich politisch zu begradigen. (Verlagstext)