Untertitel
Kleine Psychologie des Zeitempfindens
2227
Ausstattung
187 Seiten, kartoniert
Die ganze Geschichte mit der Vertreibung aus dem Paradies wäre uns wohl erspart geblieben, wenn Eva nicht so menschlich reagiert hätte" Denn auch Menschen haben einen "Grenzwert", wenn es darum geht zu entscheiden, ob auf eine schnell verfügbare "Belohnung" (Erkenntnis) verzichtet wird, um durch den Verzicht eine größere, aber in der Zukunft liegende "Belohnung" (ewiges sorgenfreies Leben im Paradies) zu ergattern - und "Ewigkeit" liegt definitiv außerhalb des attraktiven Zeitrahmens. Das lässt sich jedenfalls aus Experimenten ableiten, die der Psychologe Marc Wittmann in seinem Buch über die Zeit und das menschliche Zeitempfinden vorstellt. In sieben Kapiteln lernen wir viel darüber, was an unserem Zeitgefühl biologisch und was kulturell bedingt ist. Wir erfahren, dass sich Wartezeit gewissermaßen in Geld umrechnen lässt, und unsere Bewertung einer Situation auch davon abhängt, ob diese in näherer oder fernerer Zukunft ansteht. Wir sehen, dass es Menschen gibt, die stärker in der Gegenwart leben, während andere ihr Leben mit Weitsicht planen - und dass es eine Frage emotional intelligenten Handelns ist, das für das eigene Leben richtige Verhältnis zwischen den beiden Polen zu finden. Wir erkennen, dass "Achtsamkeit", die Konzentration auf den gegenwärtigen Moment, erlernt und geübt werden muss, wie ein Instrument oder eine Sprache. Und wir nehmen zur Kenntnis, dass die Forschung derzeit daran arbeitet zu entschlüsseln, ob Zeitsinn und Körpersinn zusammenhängen. Alles in allem informiert uns Wittmann solide über das, was wir aktuell über die Wahrnehmung von Zeit wissen. G. Reinsdorf