Jetzt als Taschenbuch Trojanows Essay ist eine grandiose Verteidigung des Menschen gegen den Kapitalismus, der den Wert des Individuums nur an dessen Rolle als Produzent oder Konsument bemisst. Wer für die Produktion nicht gebraucht wird und wem für nennenswerten Konsum das nötige Kleingeld fehlt, ist in der Logik dieses Systems überflüssig - und gerade viele Superreiche formulieren ganz offen, dass die Menschheit ihrer Meinung nach reduziert werden sollte. (Trojanow benennt einige aktuelle Beispiele und zeigt anhand eines kurzen Blicks in die Geschichte, dass dies auch keine neue Denkweise ist" Schon im 19. Jahrhundert forderte die kapitalistische Wirtschaftsordnung unter den Menschen, die als nicht benötigt eingeschätzt wurden, Hunderttausende Tote.) Dass die "überflüssigen" vor allem die Menschen in Asien, Afrika und Südamerika sowie die sozial Schwachen sind, versteht sich von selbst, wenn die Konsumrate zum Kriterium für die Lebensberechtigung wird. Gegen derlei Anmaßungen stellt Trojanow sein Plädoyer, den Menschen wieder in den Mittelpunkt politischen und ökonomischen Denkens zu stellen. Illusionen über die derzeitigen Trends (Globalisierung, Oligopolisierung, Robotronisierung usw.) und deren Folgen macht er sich nicht; er geht davon aus, dass die Probleme sich verschärfen werden. Doch er sieht die derzeitige Entwicklung nicht als zwangsläufig an, sondern als von den herrschenden Eliten gewollt. Die Grundlagen der Möglichkeit zur Gegenwehr sind für ihn visionäres Denken und organisiertes gemeinsames Handeln. Pflichtlektüre für alle Humanistinnen & Humanisten! G. Reinsdorf