Autor:in
Ilija Trojanow / Ranjit Hoskoté;
Untertitel
Kulturen bekämpfen sich nicht - sie fließen zusammen
2150
Ausstattung
239 Seiten, kartoniert
Der Untertitel beschreibt die Kernthese "Kulturen stehen nicht abgeschottet nebeneinander, sie beeinflussen sich gegenseitig. Wenn sich etwa Fußballfans samstags oder sonntags im Sportstadion treffen, mit welcher Parole befeuern sie ihre Mannschaft?" Olé... Olé Olé Olé! Doch welcher Hooligan weiß schon, dass der Schlachtruf, mit dem sie sich aufpeitschen, das arabische Wort für Gott ist? Die Fußballstadien Europas hallen wider von "Allah!"-Rufen! Ilija Trojanow und Ranjit Hoskoté zeigen in ihrem Buch, dass der Ursprung der wichtigsten westlichen Werte, Technologien und kulturellen Errungenschaften im Mittelmeerraum des 9. bis 15. Jahrhundert zu finden sind, insbesondere in muslimischen und arabisierten Herrschaftsgebieten. Mathematik und Kartographie, Philosophie und Medizin, Poesie und Logik brachten es dort zu einer ersten Blüte. Im Rückblick wird deutlich, schreiben die Autoren, dass die arabischen und muslimischen Denker den Sieg des kritischen Rationalismus über die fundamentalistische Bigotterie vorbereiteten, eine Befreiungsbewegung des Geistes, die schließlich in der Renaissance mündete. Dabei behaupten Trojanow und Hoskoté nicht, dass dieses Zusammenfließen immer ein friedlicher Prozess sei und von den Betroffenen stets begrüßt wird. Kultureller Wandel entsteht sowohl aus friedlichen Begegnungen wie auch durch Kriege, Invasionen,Versklavung, die Inquisition, Pogrome und Exil. Der Zusammenfluss ist auf die Mobilität von Menschen, Ideen, Gütern und Dienstleistungen angewiesen. Das, was unter"Globalisierung" verstanden wird, sehen die Autoren allerdings kritisch" "Die kapitalistische Globalisierung hat einen negativen Effekt auf die Vielfalt. Sprachen und künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten sterben aus, alternative Lebensweisen bleiben nur in den trockenen Wälzern der Gelehrsamkeit erhalten. (...) In unserer turbulenten Zeit sind kulturelle Vielfalt und Weltbürgertum notwendige Voraussetzungen der menschlichen Existenz. - des Zusammenlebens mit anderen, des gegenseitigen Kennenlernens. Wer das zulässt, erkennt, dass der andere kein Feind ist, kein Fremder, keine Alternative, ja manchmal nicht einmal ein anderer, sondern nur ein Spiegel der verschiedenen möglichen Facetten, der zahlreichen Möglichkeiten des Verstehens, der vielfältigen Definitionen der Zugehörigkeit." Ilija Trojanow ist Schriftsteller und wurde mit zahlreichen Literaturpreisen geehrt. Ranjit Hoskoté ist Kulturkritiker und Sekretär des indischen PEN. B. Reinsdorf