Untertitel
Horizonte der Evolutionsbiologie
2098
Ausstattung
174 Seiten, kartoniert
Volker Sommer, der einen Lehrstuhl für Evolutionäre Anthropologie am University College in London inne hat, und seit zweieinhalb Jahrzehnten in der Primatenforschung tätig ist, beschäftigt sich in der vorliegenden Essaysammlung mit der Annäherung zwischen "Natur"- und "Geisteswissenschaften". Sommer plädiert dafür, darwinisch zu denken, und das heißt für ihn, historisch zu argumentieren, wobei "Geschichte" hier sowohl Natur- wie Kulturgeschichte umfaßt, Menschen ebenso wie andere Primaten. Die Themen, die Sommer behandelt, reichen von der Art, wie Tiere Traditionen pflegen, über das Töten von Artgenossen, Verwandtschaftshilfe, Fortpflanzungsstrategien, Monogamie und Seitensprüngen, bis hin zu Frage, warum die Welt voll Leiden ist. Ein abschließendes Kapitel räumt mit der Idee auf, daß es so etwas wie Rassen, gar "Menschenrassen" gäbe (Sommer" "Wir sind alle Afrikaner"). Sommer schreibt wie gewohnt einen provokanten Stil, regt zum Nachdenken an. Sein Buch bewegt sich auf der Höhe des evolutionsbiologischen Diskurses, bleibt aber auch für einen Nichtbiologen verständlich. über manche Formulierung läßt sich schmunzeln, so behandelt er z.B. die Pflege von Traditionen bei Tieren unter der Kapitelüberschrift "Ungezähmte Multikultis". Man muß nicht jeder seiner Thesen zustimmen, doch insgesamt werden sie gut mit Fakten und Beispielen untermauert. Wer also wissen will, was ein führender Evolutionsbiologe, der sich nach eigenen Worten "vom akademischen Tierbeobachter zum engagierten Naturschützer" entwickelte, zu sagen hat, sollte zu Sommers Buch greifen.