Autor:in
Joachim Schummer
Untertitel
Spiele mit Grenzen
2067
Ausstattung
172 Seiten, kartoniert
Noch vor zehn Jahren war der Begriff Nanotechnologie unter Wissenschaftlern und Ingenieuren weitgehend unbekannt. Inzwischen aber hat die Idee eine Technik im Nanometerbereich, also in der Größenordnung von großen Molekülen, Chemiker, Chemietechniker, Materialwissenschaftler, Physiker, Maschinenbauer und Biotechniker in ihren Bann gezogen. Schon diese Aufzählung zeigt, dass von einer einheitlichen Technik bei der Nanotechnologie nicht die Rede sein kann. Ist Nanotechnik überhaupt eine Technik? Oder ist sie vielmehr eine Idee von und über Technik, die plötzlich geboren wurde und dann fast schlagartig weltweite Verbreitung fand? Dieser und anderen Fragen geht Joachim Schummer, Heisenberg-Fellow der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der TU Darmstadt und Privatdozent an der Universität Darmstadt, nach. Dabei folgt er zunächst der Vermutung, dass die Nanotechnologie ihren Ursprung politischer Initiativen verdankt. Der Autor zeigt, dass die gängigen Definitionen von Nanotechnologie entweder so weit sind, dass ein großer Teil der herkömmlichen Technik und Wissenschaft unter sie fällt, oder so eng, dass ihr Gehalt leer ist. Historisch scheint sich die Idee einer Nanotechnologie aus der Science fiction der 80er Jahre bzw. aus Einfällen von Technikvisionären (etwa einer Weltraumbesiedlung) zu speisen. Schummer schildert, wie diese bizarr anmutenden Vorstellungen der Populärkultur zumindest teilweise die offizielle Wissenschaftspolitik zu infiltrieren vermochten. Weitere Kapitel des Buches untersuchen die Nanotechnologie und ihre Ideen unter philosophischen (erkenntnistheoretischen, metaphysischen, ethischen und ästhetischen) Gesichtspunkten. Das abschließende Kapitel geht schließlich der Frage nach, woher der Mangel an Vernunft kommen könnte, aus dem Nanotechnologie geboren wurde. Joachim Schummers Buch ist ein wichtiger Beitrag, um zum Hype um die Nanotechnologie ein Gegengewicht zu setzen. B. Reinsdorf