Autor:in
Joachim Schummer
Untertitel
Die künstliche Herstellung von Leben im Labor
2066
Ausstattung
240 Seiten, kartoniert
"Lasst uns Gott spielen!", "Frankensteins Zeit ist gekommen" - solche und ähnliche Schlagzeilen gehen durch die Medien, wenn Vertreter der Synthetischen Biologie neue Erfolge erzielen, etwa jüngst, als es Wissenschaftlern gelang, die "erste sich selbst replizierende synthetische Bakterienzelle" herzustellen. Weniger die Chancen und Risiken dieser neuen Forschungsrichtung stehen dabei im Mittelpunkt des Medieninteresses, als vielmehr der implizite Vorwurf, schon die Absicht, Leben im Labor herstellen zu wollen, sei der eigentliche Skandal. Im vorliegenden Buch entwickelt Joachim Schummer, Philosoph und Chemiker, die These, dass die öffentlichen Gottesvergleiche auf Dauer die Ausrichtung der Wissenschaft selbst beeinflussen werden, besonders wenn sich die Forscher selbst am Modell des Gotteshandwerks zu orientieren beginnen, was nur auf Kosten der Wissenschaftlichkeit und Sozialverträglichkeit des Faches geschehen kann. "Denn die Herstellung von Leben ist ein so fragwürdiges wissenschaftliches und technisches Ziel, wie der Vorwurf des Gottspielens ein zweifelhaftes theologisches oder ethisches Argument ist." Ein Teufelskreis entsteht" Je lauter die Ziele verkündet werden, künstliches Leben zu erzeugen, desto heftiger der Vorwurf, Gott ins Handwerk pfuschen zu wollen. Und je mehr Kritiker dies der Wissenschaft vorwerfen, umso erstrebenswerter erscheint dieser das Gotteshandwerk. Nur eine neue Form der Zusammenarbeit zwischen Natur- und Geisteswissenschaftlern, so Schummer, vermag diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Die ersten Kapitel des vorliegenden Buches entwerfen eine Kulturgeschichte der Lebensherstellung und ihrer gesellschaftlichen und moralisch-theologischen Wahrnehmung und Bewertung. Die nächsten Kapitel thematisieren die Lebensherstellung kritisch aus begrifflicher, erkenntnistheoretischer, technikphilosophischer, ethischer, literaturwissenschaftlicher und theologischer Perspektive. Das Schlusskapitel verknüpft schließlich die Kritik der Wissenschaft mit der Kritik des öffentlichen Vorwurfs des Gottspielens. B. Reinsdorf