Titel
Das Kirchenhasserbrevier
Untertitel
Ein verlorener Sohn rechnet ab
2020
Ausstattung
304 Seiten, kartoniert
Im Buchhandel nicht mehr lieferbar, wir haben noch Restexemplare... "Kirchenhaß" - das ist die inhaltsleere, aber wohlfeile Entgegnung, die Kirchenfunktionäre gegen jede Kritik an Macht und Ideologie der Kirchen in Anschlag bringen. Der Journalist Ulli Schauen hat sich denn auch gar nicht die Mühe gemacht, einen möglichst sachlich klingenden Titel zu suchen. Menschenfreundlich ermöglicht sein Kirchenhasserbrevie r den klerikalen Beleidigtseinprofis zu schäumen, ohne auch nur einen Blick ins Buch geworfen zu haben. In den neun Kapiteln des Buches geht es hingegen ganz sachlich zur Sache. Schauen untersucht Felder, auf denen kirchliche Ansprüche mit der säkularen Gesellschaft aneinandergeraten. Er gibt einen kurzen Einblick in die kirchlichen Finanzen, erläutert beispielhaft die Verflechtung von Staat und Kirchen in Deutschland, führt uns vor Augen, daß der Bildungssektor das Feld kommender Kulturkämpfe sein wird. Anhand des Medienverständnisses kann Schauen erklären, wie fern die Kirche einer demokratischen öffentlichkeit steht" sie hat bis heute nicht akzeptiert, daß es einen Unterschied zwischen Journalismus und PR gibt. Zwei Kapitel behandeln die Kirchen als Arbeitgeber, ein anderes erläutert die Funktion des "christlich-islamischen Dialogs" (der eigentlich dieses Wort nicht verdient, da niemand anderes als der Papst deutlich gemacht hat, daß zentrale Voraussetzungen wie Lernbereitschaft auf Seiten der Christen nicht erwartet werden dürfen). Schließlich betont der Autor, daß das Christentum die "Werte" nicht erfunden, dafür aber seine Geschichte fleißig zurechtgebogen hat. Alles in allem bietet Schauen eine solide Einführung, gewissermaßen ein Brevier der Kirchenkritik ; er spricht grundlegende Probleme an und verweist auf aktuelle Entwicklungen. Die journalistische Schreibe macht das Werk zu einer gut lesbaren Einstiegslektüre, die aber auch gut informierten "Kirchenhassern" den einen oder anderen neuen Aspekt eröffnet. Die Behauptungen sind zudem in hunderten von Anmerkungen belegt (nur ein weiterführendes Literatur- und Linkverzeichnis fehlt). G. Reinsdorf