Autor:in
Richard David Precht
Titel
Die Kunst, kein Egoist zu sein
Untertitel
Warum wir gerne gut sein wollen und was uns davon abhält
1940
Ausstattung
540 Seiten, kartoniert
Jetzt als Taschenbuch" In Richard David Prechts Buch geht es um Moral. An die Moral zu appellieren fällt niemand schwer, vor allem es kostet nichts und lässt einen selbst im guten Licht erscheinen. Aber was ist Moral im Zeitalter der Weltgesellschaft, des Klimawandels, der Informationsgesellschaft und der Multikulturalität? Das Buch gliedert sich in drei Teile. Zunächst behandelt der Autor die Grundregeln unseres moralischen Verhaltens. Sind wir von Natur aus gut oder böse? Sind wir getrieben von Egoismus, Gier, Machtinstinkt und Eigeninteressen? Studien an Affen und Menschenaffen zeigen, wie stark der Sinn für Kooperation in uns angelegt ist. Unser Mitgefühl ebenso wie unser Gefühl, unfair behandelt zu werden, hat biologische Wurzeln. Warum läuft dann aber so vieles schief, wenn wir fast immer das Gute wollen? Mit diesen Tücken, dem Unterschied zwischen der Psychologie unseres Selbstanspruchs und der Psychologie unseres alltäglichen Verhaltens, setzt sich der Autor im zweiten Teil auseinander. Das uralte Erbe unserer moralischen Instinkte weist uns häufig den richtigen Weg, häufig aber auch nicht. Je länger der Weg wird zwischen unseren sozialen Instinkten und unserem Denken, desto tiefer wird die Kluft zwischen Wollen und Tun.Im dritten Teil geht es um unser zukünftiges Zusammenleben. Von Bertolt Brecht - "der große Soziobiologe unter den Dichtern" (Precht) - stammt die Bemerkung, dass "erst das Fressen und dann die Moral" kommt. Unmittelbaren Hunger kennt unsere Gesellschaft nicht, doch besonders "moralisch" geht dennoch nicht zu. Precht schreibt" "Ein außerirdischer Beobachter, der auch nur einen einzigen Tag lang die Werbung im Fernsehen, Radio, Zeitung und Internet studierte, würde wohl kaum ein Indiz dafür finden, dass wir in einer Demokratie leben (...). Was er wahrnähme, wäre eine Propaganda, die mit finanziellem Milliardenaufwand nichts anderes betreibt als die unausgesetzte Förderung des Egoismus." Das Buch schließt mit Anregungen, was wir in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik möglicherweise besser machen können und wie wir die sozialen Institutionen so umbauen können, dass sie das Gute erleichtern und das Schlechte schwerer machen. Prechts Bucht ist eine hervorragende Einführung in die Evolution unserer Moral und deren Verflechtung mit Kultur und Gesellschaft. Wichtige neue Einsichten aus (Sozio-)Biologie und Psychologie werden den Lesern auf verständliche Weise nahegebracht. B. Reinsdorf