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Jungfrauengeburt?
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Gerd Lüdemann
Jungfrauengeburt?
Die Geschichte von Maria und ihrem Sohn
zu Klampen, 2008
158 Seiten, gebunden
14,80 €
Daß ein Wissenschaftler sich im 21. Jahrhundert bemüßigt fühlt, die Frage nach der Jungfrauengeburt zu bearbeiten, mag seltsam anmuten (ursprünglich ist das Buch allerdings 1998 in englischer Sprache erschienen, für die Neuauflage wurde es überarbeitet). Ein Mensch wird ebensowenig von einem Gott gezeugt wie ein Schiff in die Tiefe stürzt, wenn es über den Horizont hinausfährt. Sollte heutzutage (zumindest für alle Menschen, die Zugang zu grundlegender Bildung haben) klar sein, denkste. Aber wer in Gerd Lüdemanns Buch das Kapitel über die protestantischen äußerungen zum Thema "Maria" gelesen hat, versteht, warum sich ein Wissenschaftler, der sich der historisch-kritischen Methode verschrieben hat, der Frage annimmt" bis in die sich wissenschaftlich verstehende Theologie hinein herrschen Vorstellungen vor, die nicht nur unserem Wissen über die Biologie des Menschen widersprechen, sondern auch darauf hindeuten, daß die Aussagen der Quellen (einschließlich des Neuen Testamentes) unter der Perspektive des Glaubens ausgelegt werden. Lüdemann, Professor für Geschichte und Literatur des frühen Christentums an der Universität Göttingen, arbeitet dagegen heraus, was wir über Maria und ihre Rolle bei der Geburt Jesu wissen können; er berücksichtigt Ergebnisse historischer Forschung und geht quellenkritisch an die einschlägigen Textstellen heran. Dieses Vorgehen bringt den Nachteil mit sich, daß Stelle für Stelle abgearbeitet wird, das Büchlein insofern ein bißchen monoton wirkt; aufgewogen wird dies freilich dadurch, daß der Forschungsgang transparent wird und die Ergebnisse nachvollziehbar präsentiert werden. Darunter sind einige auch für Nicht-Fachleute interessante Erkenntnisse, etwa die Erläuterungen zur (zwangsläufigen) Umdeutung des Begriffes "Gottessohn", als das Christentum in eine hellenistische Umwelt vordrang, oder die Ausführungen zu den Versuchen des frühen Christentums sich gegen jüdische Kritik an der "illegitimen" Geburt Jesu durch die Idee der Jungfrauengeburt zu immunisieren. Im abschließenden Kapitel zeigt Lüdemann, daß weder die Befreiungstheologie (die Maria für ihre emanzipatorischen Zwecke funtionalisiert) noch die feministische Theologie mit einem Marienbild arbeitet, das dem historischen Wissensstand gerecht wird. Angefügt ist noch ein Text (erstmals im Dezember 2007 in der Frankfurter Rundschau erschienen), der die Argumente gegen die Mariendogmen knapp zusammenfaßt. G. Reinsdorf
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