Titel
Die neuen zehn Gebote
Untertitel
Wie Erziehungsexperten, Gesundheitsfetischisten und militante Nichtraucher zu den Priestern unserer Zeit wurden
1753
Ausstattung
188 Seiten, kartoniert
Bio-Wahn, Fußball-Fanatismus, Helikopter-Eltern, Hardcore-Veganer, Apple-Anhänger... Wer das schon mal erlebt hat, könnte meinen, die Rettung der Welt mitsamt der Menschheit hängt von einer veganen Bio-Karottensuppe ab, vor Fußballspielen werden Tieropfer dargebracht und wer sein Kind nicht bis zum vollendeten 17. Lebensjahr stillt, weiht es dem Tod. Unsere Gesellschaft erlegt sich immer Verbote und Gebote auf, die es wahlweise zu befolgen oder (hier die Option für den rationalen Freidenker) zu ignorieren gilt. Und obwohl man mit Hilfe all der Verbote und Gebote quasi alles nur noch falsch machen kann, nimmt der Irrsin einfach kein Ende. Woran das liegt, erklärt Andreas Lehmann, Autor und Redakteur, in seinem Buch Die neuen zehn Gebote . Seine These, dass der Mittelstand durch die Abwendung von der Kirche moralisch verunsichert ist und dessen Sehnsucht nach Religion, Ritualen und moralischen Mustern zur Schaffung von Ersatz-Religionen und Kulten geführt hat, scheint plausibel. Lässig und mit viel Witz erklärt Lehmann, wie Harry Potter zum Jesus unserer Zeit avancieren und Zitate von Kate Moss zu Mantras werden konnten. Dabei zieht er viele Kulturwissenschaftler zu Rate. Ein Buch für alle, die manchmal einfach genug von ihrer unmittelbaren Umgebung haben und nicht sofort einen massiven Herzinfarkt erleiden, sobald sie einen Burger von McDonalds verzehren, oder Grabreden verfassen, wenn Deutschland ein Länderspiel verliert. C.Reinsdorf