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Islam, Islamismus, muslimische Gegengesellschaft
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Hartmut Krauss
Islam, Islamismus, muslimische Gegengesellschaft
Eine kritische Bestandsaufnahme
Hintergrund, 2008
451 Seiten, gebunden
24,00 €
Der Sozialwissenschaftler Hartmut Krauss geht in seiner Abhandlung von drei Fragenkomplexen aus" Was sind die (gesellschafts- und subjektprägenden) Konstitutionsmerkmale des Islam und welche Inhalte in Bezug auf Herrschaft weist diese Religion auf? Ist der Islamismus eine Verfälschung oder eine radikale Zuspitzung des orthodoxen Islam? Inwieweit stellt die Masseneinwanderung streng gläubiger Muslime eine tendenzielle Gefährdung der säkular-demokratischen Gesellschaftsordnungen Westeuropas dar und in welcher Form zeichnen sich die Konturen einer muslimischen Gegengesellschaft ab? Entsprechend dieser Fragestellung gliedert sich das Buch in die Teile Islam, Islamismus und muslimische Gegengesellschaft. Für den Autor ist der Islam "ein objektives religiös-weltanschauliches System von Behauptungen, Normen, Handlungsaufforderungen etc., das ein kulturspezifisches Gefüge zwischenmenschlicher Herrschaftsbeziehungen vor- und festschreibt". Davon zu unterscheiden seien die "subjektiven Einstellungen und Verhaltensweisen konkreter Muslime". Materialreich wird die Entstehung und Grundkonstitution des Islam als spezifische Herrschaftskultur dargelegt, die Entwicklung nach Mohammeds Tod nachgezeichnet, wobei der Islam als nichtmonolithisches, aber orthodox-konservativ dominiertes Bedeutungssystem charakterisiert wird. Im zweiten Teil über Islamismus spricht der Autor von der regressiven Widerspruchsverarbeitung fundamentalistischer Strömungen angesichts westlicher überlegenheit und frustrierten Herrschaftswillens. Der Autor stellt die Grundelemente der islamistischen Ideologie dar und deutet den Islamismus als "radikalisierte Form des orthodoxen Islam", als "religiösen Totalitarismus". Im dritten Teil untersucht Krauss muslimische Gegengesellschaften in Europa. Ausfühlich behandelt der Autor Zielsetzung und strategische Differenzierung der (euro-)islamistischen Bewegung und spricht von einer"Islamisierung auf leisen Sohlen", die er u.a. an der Installierung und Ausweitung islamischer Einflusszonen in Bildung und Erziehung festmacht. Etwa ein Viertel des ganzen Buches sind der "Integration" im Allgemeinen und der Situation der Muslime in Deutschland gewidmet. Interessant an der Studie ist die Perspektive, Islam als Herrschaftskultur zu deuten, der keine "reine Religion" oder bloß "andersartige Kultur" sei. Zu fragen wäre aber, ob das nicht auch für viele andere Religionen gilt. Sind islamische Staaten totalitär, weil weil dort der Islam vorherrscht, oder bedienen sich die dortigen Eliten nur des Islam, um ihre Herrschaft abzusichern? Immerhin ist Totalitarismus kein Alleinstellungsmerkmal des Islam, sondern kommt oder kam auch in christlichen (z.B. Deutschland), ja sogar in "materialistischen" Gesellschaften (z.B. Sowjetunion) vor. Das Buch von Hartmut Krauss leidet darunter, dass er Menschen, die anderer Meinung sind, u.a. als "Freunde des Islam" tituliert, denen er eine "Dominanz" in Wirtschaft, Politik, Medien, Wissenschaft und Kirchen und einen "‘volksdidaktischen' Beschwichtigungsdiskurs" unterstellt. B. Reinsdorf
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