Derzeit finden Polemiken gegen Kritik am Islam starke Beachtung. Das neue Buch des Publizisten Siegfried Kohlhammer wäre ein Top-Kandidat als Beleg für die darin behauptete "deutsche Angst vor dem Islam" (Patrick Bahners) oder "Islamfeindlichkeit" (Achim Bühl). Islam und Toleranz beinhaltet sieben Essays, die sich (mit einer Ausnahme) mit Islam, Migration sowie der Art und Weise, wie in Deutschland über das Thema geschrieben wird, auseinandersetzen. Kohlhammers zentrale Aussage ist dabei, daß die Integration der Muslime in den westlichen Staaten bislang weitgehend mißlungen ist, daß eine der wichtigeren Ursache im Islam als kulturellem System zu sehen ist und daß dies anzusprechen, in Deutschland nur um den Preis möglich ist, als "selbsternannter Islamkritiker" geoutet zu werden. Kohlhammers kulturalistischer, explizit die Leistungen der "westlichen Welt" betonender Ansatz ist an mancher Stelle angreifbar; doch unterm Strich erscheint er deutlich besser begründet als die von selektiver Wahrnehmung geprägten Werke von Bahners, Bühl & Co. Er führt zahlreiche Vergleiche zum Beispiel zu Einwanderern aus asiatischen Ländern an, wirft immer wieder den Blick auf Daten aus dem angelsächsischen Raum oder untermauert mit Zahlen, daß es sich beim vermeintlich drängenden Problem "Islamophobie" wohl eher um eine Chimäre handelt (in den USA sind auch nach 9/11 Schwarze bzw. Juden die Hauptopfer von rassistisch bzw. religiös motivierten hate crimes, in Europa werden, laut einem nicht veröffentlichten EU-Bericht, mehr Straftaten von Muslimen an Nichtmuslimen begangen als umgekehrt). Ausführlich setzt er sich auch mit der Toleranz und der Stellung der "Schutzbefohlenen" (dhimmis) im Islam auseinander, die er auf Nützlichkeitserwägungen zurückführt. Fazit" ein streitbares Buch, das die Lektüre lohnt, weil es die Schwächen des vorherrschenden islamfreundlichen Diskurses deutlich herausarbeitet und manchen Mythos entlarvt. Und da das Buch zum Denken anregt, dürfte es nach der Lektüre auch möglich sein, die Stellen, die allzu begeistert von "dem Westen" sprechen , nochmal selbst kritisch zu überdenken. G. Reinsdorf