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Die verlorenen Söhne
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Necla Kelek
Die verlorenen Söhne
Plädoyer für die Befreiung des türkisch-muslimischen Mannes
Goldmann, 2007
254 Seiten, kartoniert
8,95 €
Mit ihrem Buch Die fremde Braut hat Necla Kelek das Schweigen um die Zwangsheiraten durchbrochen, diesmal wendet sich die Soziologin den vermeintlichen Nutznießern der patriarchalischen Familienstrukturen zu dem türkisch-muslimischen Mann. Mit der Methoden der qualitativen Sozialforschung arbeitet sie Biographien in Deutschland lebender muslimischer Männer heraus. In den erzählten Lebensläufen spiegelt sich ein Wertgefüge, das archaisch anmutet" die Vorstellungen von Respekt und Ehre sowie der absolute Gehorsam gegenüber der Familie führen nicht nur dazu, daß diese Männer mit der Moderne in Konflikt geraten, sie bilden auch ein unsichtbares Gefängnis für den türkisch-muslimischen Mann. Schon die Eingangsgeschichte wirkt bedrückend, wenn Kelek von ihrer Begegnung mit einem alten Kurden berichtet, der alleine in seinem Zimmer sitzt, während der Rest der Familie gemeinsam den Abend verbringt. Als Oberhaupt der Familie gebührt ihm Respekt, alle müßten ihn bedienen, ausgelassenes Vergnügen oder auch nur eine angeregte Unterhaltung in seiner Gegenwart wären unmöglich - es würde seine Stellung beschädigen. Da er dies seiner Familie nicht zumuten möchte, zugleich aber nicht auf den Respekt verzichten kann, sitzt der alte Kurde alleine in seinem Zimmer... Durch Keleks Buch wird erkennbar, daß nicht nur der in Deutschland vorhandene Alltagsrassismus die Integration der Einwanderer behindert, sondern auch deren kulturelle Identität. Von dieser, so Keleks Forderung, müssen sich mehr Männer emanzipieren, denn die Unterwerfung unter das "Gesetz der Familie" oder die Tradition und das Unvermögen, selbst Verantwortung zu übernehmen und eigene Handlungsperspektiven zu entwickeln, seien zwei Seiten einer Medaille. Auf eine Schwäche des Buches sei noch hingewiesen" So erhellend Keleks Berichte über den türkischen Mann sind, so irritierend idealisierend erscheint ihre Sicht auf das Christentum, das sie als Religion beschreibt, die so ganz anders ist als der Islam: eine Religion, die auf die eigene Gewissensentscheidung setzt und nicht auf Gesetze.
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