Autor:in
Otto Kallscheuer
Titel
Die Wissenschaft vom Lieben Gott
Untertitel
Eine Theologie für Recht- und Andersgläubige, Agnostiker und Atheisten
1648
Ausstattung
487 Seiten, kartoniert
Wer anhand des Titels glaubt, eine kritische Auseinandersetzung mit der Theologie zu finden, immerhin werden ja Agnostiker und Atheisten direkt angesprochen, täuscht sich. Tatsächlich ist das vorliegende Buch, obzwar von keinem Theologen geschrieben (der Verfasser ist Politikwissenschaftler), mehr oder weniger Theologie pur. In 18 Kapiteln werden Themen behandelt wie "Gott glauben - an Gott glauben", "Welt und Warum", "Immanenz und Transzendenz", "Das höchste Wesen" oder "Schöpfer und Schöpfung". Kallscheuer bedient dabei, soweit erkennbar, keine spezielle dogmatische Position, viele Fragen werden in dialogischer Form abgehandelt, der eigene Standpunkt des Autors bleibt eher verschwommen im Hintergrund oder im Jargon versteckt. Ohne Zweifel ist das Buch mit großer Gelehrsamkeit geschrieben, wenn man bei Theologie überhaupt sinnvoll von Gelehrsamkeit reden kann. Und wer wissen will, wie eine mehr oder weniger liberale und mehr oder weniger undogmatische Theologie argumentiert, wird in Kallscheuers Abhandlung fündig. Trotzdem bleibt unklar, warum der Untertitel Agnostiker und Atheisten adressiert. Wer als Nicht- oder Ungläubiger das Buch kauft, dürfte eher enttäuscht sein, denn deren Positionen werden zwar nicht gänzlich vernachlässigt, aber doch eher nachrangig behandelt. Zusammenfassed lässt sich sagen, dass der Autor eine eigentlich gut Idee, eine Zusammenschau theologischer Positionen und deren Bewertung von verschiedenen Weltanschauungen aus, leider nicht überzeugend umgesetzt hat. Otto Kallscheuer, Jahrgang 1950, lehrte Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin und Princeton. B. Reinsdorf