Der "Placebo-Effekt" ist seit längerem auch über Fachkreise hinaus bekannt. Nun hat der Neurologe Magnus Heier ein Buch über ein komplementäres Phänomen vorgelegt" Wenn gesunde Patienten aufgrund ärztlicher Befunde oder der Lektüre des Beipackzettels erkranken. Was sich zunächst anhört wie Propaganda aus alternativmedizinischen Kreisen ist mittlerweile durch Studien belegt Informationen alleine haben beträchtliche Auswirkungen auf die Befindlichkeit der Informierten. Anhand zahlreicher Beispiele führt uns Heier vor Augen, daß eine ärztliche Diagnose oder ein Röntgenbild, das einen orthopädischen Schaden zeigt, Schmerzen auslösen und eine erfolgreiche Behandlung blockieren können. Große Bedeutung mißt Heier dabei dem Immunsystem bei und dieses ist besonders anfällig für derlei Nachrichten. Heiers Buch ist ein lesenswertes Aufklärungsbuch. Er rät, Beipackzettel nicht zu lesen (und stattdessen den Arzt oder die Apothekerin zu fragen), nichts auf statistische Risiken zu geben und sich auch von einer Diagnose wie Multiple Sklerose nicht erschüttern zu lassen (da der Verlauf dieser Krankheit sehr unterschiedlich sein kann). Da wird nichts schöngeredet (tatsächlich sitzt ein Teil der MS-Patienten nach zehn Jahren im Rollstuhl und sieht sich mit gravierenden Problemen konfrontiert), aber betont, wie wichtig eine positive Einstellung ist, um die Chancen, welche die heutige Medizin (vielleicht) bietet, besser nutzen zu können. G. Reinsdorf