Untertitel
Alzheimer, Parkinson und Co. Von den Wegbereitern der Gehirnforschung und ihren Fällen
1375
Ausstattung
367 Seiten, kartoniert
Jetzt auch als Taschenbuch Wenn uns ein alter Mensch erzählen würde, er sehe draußen im Garten einen Mann stehen, und wir sehen dort niemanden und auch auf Nachfrage ließe sich die Person nicht davon abbringen, daß dort - wo augenscheinlich nichts ist - ein Mann stehe, würden wir vermutlich denken, daß es sich um eine Halluzination handele. Charles Bonnet dachte das nicht, als ihm sein Großvater, fast erblindet, aber geistig völlig klar, davon berichtete, daß er Menschen wahrnehme, die in Wirklichkeit nicht da sind. Das war 1759; Bonnet beschrieb das Phänomen, andere Wissenschaftler steuerten ähnliche Fallbeispiele bei und heute ist das Bonnet-Syndrom halbwegs erforscht. Douwe Draaisma erzählt von zwölf mit unserem Gehirn zusammenhängenden Krankheiten und von den Karrieren der zwölf Forscher, die diesen ihren Namen gaben James Parkinson, Sergej Korsakow, Alois Alzheimer, Georges Gilles de la Tourette und andere. Der Dozent für Psychologiegeschichte an der Universität Groningen führt uns vor Augen, wie die Krankheiten erstmals beschrieben wurden (lehrreich für alle, die sich Illusionen über die Exaktheit von Wissenschaft machen), wie sich im Lauf der Zeit die wissenschaftliche Perspektive änderte (manche Phänomene wurden zunächst als neurologisch bedingt angesehen, später aber vorrangig psychiatrisch behandelt) und welches Selbstbild die Betroffenen zu verschiedenen Zeitpunkten entwickelten. Zugleich erhalten wir einen Einblick, wie damals in der Medizin Wissenschaft betrieben wurde und welche wissenschaftskulturellen Unterschiede etwa zwischen Frankreich und Deutschland bestanden. Das Buch bietet einen etwas anderen Einstieg in die Gehirnforschung; für alle, die sich für das Thema interessieren und Wissenschaftsprosa lieben, fast schon ein Muß. G. Reinsdorf