Jetzt auch als Taschenbuch Der vorletzte Band der Kriminalgeschichte des Christentums zeigt, daß im Namen des "Herrn" begangene Verbrechen kein Phänomen des Mittelalters sind. In Europa herrscht im Berichtzeitraum fast ununterbrochen Krieg, fast jede Auseinandersetzung trägt eine religiöse Komponente" die Kämpfe zwischen katholischen und protestantischen Fürsten, der Dreißigjährige Krieg, die Kriegszüge des "Sonnenkönigs" Louis XVI. Zugleich beginnt die Gegenreformation, der Aufstieg des Jesuitenordens, der letztlich zur Konfessionalisierung Europas führt - mit meist verheerenden Folgen für den jeweils dissidenten Teil der Bevölkerung. Nur ein Kapitel widmet Deschner der folgenschwersten Entwicklung dieser Zeit" der Eroberung der Welt durch das Christentum. Kurz geht er auf die "Entdeckung" Afrikas ein, die Startschuß für einen florierenden Sklavenhandel wurde. Etwas ausführlicher berichtet er über die Vernichtung der amerikanischen Ureinwohner (die, je nach Schätzung, 50-90% der Bevölkerung traf). Immer, so kann Deschner anhand zahlreicher Zitate nachweisen, spielte der Missionsgedanke und die Einschätzung der Indigenen als "Ungeheuer ohne Glauben" eine Rolle, wenn es darum ging, sie zu übervorteilen, zu vertreiben und zu massakrieren. Hier tritt auch ein Problem des - mit gut 450 Seiten im Vergleich zu seinen Vorgängern deutlich dünneren - Bandes zutage: die vom Christentum dominierte Welt ist zu groß geworden, um sie umfassend kritisch darzustellen. G. Reinsdorf