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Selbstbestimmt sterben
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Gian Domenico Borasio
Selbstbestimmt sterben
Was es bedeutet. Was uns daran hindert. Wie wir es erreichen können
C.H. Beck, 2014
205 Seiten, gebunden
17,95 €
Gian Domenico Borasio ist nicht nur Professor für Palliativmedizin an der Universität Lausanne, sondern vor allem auch ein erfahrener Palliativmediziner. In seinem Buch Selbstbestimmt sterben vertritt er die These, dass es zu kurz gegriffen und außerdem realitätsfremd sei, die Debatte über Autonomie am Lebensende lediglich auf die Freiheit der Selbstbestimmung des Todeszeitpunktes zu reduzieren. Laut Borasio greift die "Sterbehilfe-Debatte" und der damit einhergehende Autonomiebegriff viel zu kurz und die wesentlichen Voraussetzungen für eine vernünftige Diskussion sind nicht gegeben. Mit seinem zweiten Buch über das Sterben versucht er, Klarheit in die Diskussion über das Lebensende zu bringen und hofft, durch den Anstoß einer sachlichen Diskussion die Angst mancher Menschen vor dem Sterben ein wenig zu verringern. Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil werden verschiedene, immer wiederkehrende Begriffe anhand von Fallbeispielen aus der medizinischen Praxis und der aktuellen Rechtslage in Deutschland erläutert, um am Ende die Notwendigkeit der gesetzlichen Regelung des assistierten Suizids in Deutschland zu begründen. Dieser Forderung legt Borasio einen von ihm selbst und drei anderen Wissenschaftlern aus den Gebieten der Medizinethik, der Palliativmedizin und des Medizinrechts erarbeiteten Gesetzesvorschlag zugrunde. Dabei beharrt er aber nicht nur stur auf seinem eigenen Standpunkt, sondern führt auch die Gegenargumente zu seiner Forderung ins Feld und beleuchtet seinen eigenen Vorschlag tatsächlich von allen Seiten. Im zweiten Teil widmet er sich vor allem der Frage, wie Selbstbestimmung und Autonomie am Lebensende aussehen und welche Formen sie annehmen können. Er spricht über Vorsorgeplanung, die Rolle der Familie und anderer psychosozialer, kultureller und spiritueller Faktoren und den seiner Meinung nach unterschätzten Einfluss der Gesundheitsindustrie auf unsere letzte Lebensphase. Insgesamt ist Borasios Buch ein sowohl sachlicher als auch zum Nachdenken anregender Beitrag zur "Sterbehilfe-Debatte", welcher nicht nur wichtige Begriffe eingängig und verständlich erklärt, sondern vor allem den Gedanken des selbstbestimmten Todes zu Ende denkt. Er erklärt, dass der Sterbeprozess in den meisten Fällen mehr Zeit beansprucht als nur den Zeitpunkt des Todes und dass dieser Prozess in der Diskussion nicht weiterhin ausgelassen werden darf. Zudem erklärt er, dass Selbstbestimmung nicht unbedingt bedeuten muss, selbst zu bestimmen, sondern dass man Entscheidungen auch selbstbestimmt an andere abgeben kann, ohne danach fremdbestimmt zu sein. Vor allem aber plädiert er dafür, dass selbstbestimmtes Sterben, welches sich immer im Spannungsfeld zwischen Autonomie und menschlicher Fürsorge bewegt, in Würde zu geschehen hat. C. Reinsdorf
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