Titel
Trost der Philosophie
1232
Ausstattung
159 Seiten, kartoniert
Das Werk des römischen Philosophen Boethius (um 480-524) hat einen tragischen Praxisbezug. Der der Autor saß, als er den Text verfaßte, tatsächlich im Gefängnis und sah seiner Hinrichtung entgegen. Die Gespräche mit der personifizierten Philosophie, die ihn in diesem Moment der Verzeiflung "besucht", sind für ihn, wie er selbst schreibt, Heilung. Indem Boethius mit seiner Besucherin zentrale Themen der Philosophie durchspricht, gewinnt er wieder Boden unter den Füßen und kann seinem Schicksal "selbstbewußt" entgegensehen. Doch nicht nur diese Authentizität macht das Werk interessant; es ist zugleich das letzte Mal, daß ein Denker im Abendland die Philosophie als Ratgeberin in einer existentiellen Frage anruft - bevor diese für viele Jahrhunderte zur Magd der christlichen Theologie wird. Obwohl Boethius Christ war, schien der ausgezeichnete Kenner der griechischen Denktraditionen überzeugt zu sein, daß es der Vernunft gelingen könne, der Todesangst etwas entgegenzusetzen. Vom Glauben ist in seinem Buch nicht die Rede. Das Nachwort hat der emeritierte Professor für Philosophie Kurt Flasch verfaßt.