Autor:in
Kwame Anthony Appiah
Titel
Ethische Experimente
Untertitel
übungen zum guten Leben
1162
Ausstattung
265 Seiten, kartoniert
Ethik bezeichnet jene Teildisziplin der Philosophie, die sich mit dem Führen eines guten Lebens beschäftigt. Wie passen dazu Experimente? Experimente gelten gemeinhin als grundlegend für Wissenschaften wie Psychologie, Gehirnforschung, Evolutionsbiologie usw., wohingegen die Philosophie doch eigentlich ohne Labor und Messstab auskommen sollte. Diese Trennung, so Kwame Anthony Appiah, Lehrstuhlinhaber für Philosophie in Princeton, sei aber keine notwendige. Zwar brauchen Philosophen selbst keine Experimente durchzuführen, die empirischen Ergebnisse der anderen Wissenschaften sollten aber sehr wohl in die eigenen überlegungen einbezogen werden. Insbesondere die Forschungen der Sozialwissenschaften sind dabei von unmittelbarer Bedeutung für unser alltägliches ethisches Handeln, die, zusammen mit Ergebnissen der Naturwissenschaft, uns sagen, wie wir tatsächlich uns verhalten. Das ist nicht ganz so ungewöhnlich, wenn man bedenkt, dass die frühen "Moralphilosophen" (z.B. Hobbes, Locke, Hume) ihren philosophischen Systemen eine psychologische Fundierung zu verleihen trachteten. Erst später wurde ein Antipsychologismus in der Philosophie dominant. Appiah berichtet von zahlreichen Experimenten, die beim Nachdenken über moralisch richtiges Verhalten nicht ignoriert werden sollten. Einige dieser Experimente beschäftigen sich damit, wie Versuchspersonen entscheiden, wenn sie mit mehreren Handlungsalternativen konfrontiert werden. Andere Versuchsanordnungen setzen sich mit dem Problem von Trittbrettfahrern auseinander. So besitzen wir offensichtlich eine Disposition, mangelnde Kooperation zu bestrafen. Wieder andere Experimente benutzen Tomographenbilder oder beziehen sich auf Erkenntnisse der Evolutionsbiologie. Appiahs Buch bietet einen hervorragenden überblick über die Schnittstelle zwischen Ethik (was sollen wir tun) und realem Verhalten. Anders als in den meisten Büchern über Ethik wird nicht von einem idealen "richtigen Tun" ausgegangen, sondern berichtet, was wir wirklich über menschliche Verhaltensweisen wissen. Trotz seiner gehaltvollen Thesen ist das Buch auch ohne Vorkenntnisse verstehbar und kann auch von einem Laien mit Gewinn gelesen werden. B. Reinsdorf