Auch wenn jene, deren persönliche Utopien sich in den gegebenen Verhältnissen bereits verwirklicht haben, das „Ende des utopischen Zeitalters“ verkünden – der Geist der Utopie bleibt nachweisbar, in den Texten postmoderner Theorie ebenso wie in den Bildern der Massenkultur. Im Anschluss an den feministischen Utopie-Diskurs, die Willensmetaphysik Ernst Blochs und das deleuzianische Rhizom-Modell einer Gesellschaft des Wunsches unternimmt Marvin Chlada in Der Wille zur Utopie (dessen Titel eine Formulierung Blochs aus dem Prinzip Hoffnung aufgreift) eine Odyssee durch das Universum der sozialen und technischen Phantasien von der Antike bis zur Postmoderne, von den Amazonen bei Homer bis zu den Zamoniern des Walter Moers. Diskutiert werden nicht nur die großen, klassischen Planspiele à la Platon oder H. G. Wells und in einem engeren Sinne politische Gesellschaftsmodelle, sondern vor allem auch viele Entwürfe von Wegen und Welten aus Science Fiction, Fantasy und Popkultur. Verstanden wird die Utopie dabei zum einen als subversive Klang-, Text- und Bilderwelt, als ein „Unkraut der Minderheiten“, das in Form von Träumen, Sehnsüchten und alternativen Räumen (Heterotopien) wuchert und gedeiht, ohne dabei einem letzten Sinn und Zweck zu folgen, zum anderen als ein permanenter und lustvoller Prozess, der einen verrückten Blick auf das Hier und Jetzt ermöglicht, indem er sich dem radikal Anderen, dem Nirgendwo öffnet. Das Buch ist insofern auch keine akademische ‘Geschichte utopischer Entwürfe’, sondern eine Einladung, über den vorgestellten Utopien selbst die Lust zu entdecken, soziale Einbahnstraßen zu verlassen und bisher unerforschten Fluchtlinien und Pfaden zu folgen.
Im Buchhandel ist der Titel vergriffen, beim Verlag sind noch Restexemplare erhältlich.