Der mächtigste Politiker Europas verfolgte ihn schon vor dem Bundestags-Beschluss des 10.12.1835 gegen das Junge Deutschland: „aller religiösen und moralischen Bande entledigte und nur dem dämonischen Instinkte des Bösen hingegebene Phantasie“ wollte der österreichische Staatskanzler Metternich in Texten Ernst Ortlepps erkannt haben. Die Nietzsche-Interpretation hingegen ist noch immer kaum auf den von der Zensur verfolgten politischen Leipziger und Stuttgarter Dichter, Schriftsteller, Herausgeber und Übersetzer aufmerksam geworden – obwohl Nietzsche Ortlepp seit Kindesbeinen kannte und noch wenige Stunden vor dessen rätselhaften Tod sprach. Nachdem die 100jähige Tabuierung der Brisanz der Texte des frühen Nietzsche allmählich ihr Ende findet, stellt Hermann Josef Schmidt nun die Nietzsche-Ortlepp-Thematik ins Zentrum seiner Analyse. Er veranschaulicht das Leben im Gymnasium von Pforta und die um Ortlepp zentrierte Subkultur. Die Auseinandersetzung mit konventionellen Interpretationen, die die Bedeutung dieser Zeit und des „alten Ortlepp“ für Nietzsches Entwicklung unterschätzen, mündet dabei in eine grundsätzliche Kritik der Nietzsche-Forschung. Schmidts Thesen, fundiert durch umfassendes Hintergrundwissen und abgesichert durch Archivfunde, verdeutlichen, dass es in Schulpforta noch viel zu entdecken gibt.