MIZ 3/17: „Mein Körper gehört…“
Selbstbestimmung gilt in der säkularen Szene als wichtiges Ziel und hoher Wert. Doch in letzter Zeit ist der Begriff in die Kritik geraten und das ausgerechnet in einem Bereich, in dem er von ganz besonderer Bedeutung war: dem selbstbestimmten Schwangerschaftsabbruch. Das Titelthema von MIZ 3/17 befasst sich mit dieser neuen Herausforderung.
Grundlage sind die Beiträge einer Podiumsdiskussion, die der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) im Oktober in Magdeburg organisierte. Die vier Teilnehmerinnen – Kirsten Achtelik, Viola Schubert-Lehnhardt, Katja Krolzik-Matthei und Daniela Wakonigg – stecken in ihren Statements das Feld ab, innerhalb dessen derzeit die Debatte stattfindet: Bringen vorgeburtliche Untersuchungen mehr Entscheidungsfreiheit für die Frauen oder spuren diese de facto fast immer dieselbe Entscheidung vor?
Warum diese Frage für eine Interessenvertretung von Konfessionslosen von besonderer Bedeutung ist, erläutert Nicole Thies in ihrem Editorial: Denn die religiösen Gegner von sexueller und reproduktiver Selbstbestimmung argumentieren längst nicht mehr in erster Linie mit Zitaten aus heiligen Schriften, sondern stellen Menschen mit Behinderung in den Vordergrund. Die untergründige Botschaft lautet: Selbstbestimmung ist eine Spielart der Behindertenfeindlichkeit. Es gilt also, „den Reaktionären die Argumente abzulaufen“.
Unter #Luderei 2017 gibt es zwei kritische Beiträge zum Lutherjahr. Karsten Krampitz setzt seine Betrachtung der Geschichte der evangelischen Kirche im 20. Jahrhundert fort und wendet sich diesmal der unmittelbaren Nachkriegszeit zu. Anhand des Panorama-Museums in Bad Frankenhausen mit seinem monumentalen Gemälde Frühbürgerliche Revolution in Deutschland vergleicht Nicole Thies die unterschiedlichen Akzente der Erinnerungspolitik in Ost und West, wenn es um die Frühe Neuzeit geht.
Beim Themenblock „Staat und Kirche“ geht es diesmal um Frankreich, in dem ein streng laizistisches Modell gilt – außer eben in den Departements, die Gebiete umfassen, die 1905 zum Deutschen Reich gehört haben. Heinke Först informiert über die dort bestehenden Sonderregelungen zugunsten der Kirchen und über sich formierenden Protest dagegen. Um die Situation an deutschen Schulen geht es im Artikel von Rainer Ponitka. Im Mittelpunkt stehen die Rechtsverstöße von Schulleitern, die Schülerinnen und Schüler schikanieren, die sich vom Religionsunterricht abmelden.
Neben den üblichen Rubriken wie der Internationalen Rundschau enthält das Heft noch einen weiteren Beitrag zur Humanismus-Debatte von Gunnar Schedel und Rüdiger Vaas schreibt über die Zusammenhänge von Religiosität, Autoritätsgläubigkeit und Ängsten.
Weitere Informationen und Bestellmöglichkeit auf der Webseite der MIZ.
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