Die Heilige Susanne rettet die Kinder vor den Büchern des Alibri Verlags
Der ekz Bibliotheksservice (früher Einkaufszentrale für öffentliche Bibliotheken) ist für Bibliotheken eine wichtige Hilfe beim Aufbau eines passenden Bestandes. Viele Einkäufer:innen verlassen sich auf die kurzen Besprechungen, die am Ende meist eine abgestufte Kaufempfehlung enthalten. Und in der Regel sind die Rezensionen auch sachlich und verlässlich.
Zuletzt wurden jedoch zwei Bücher aus dem Alibri Verlag in einer ganz offensichtlich bewusst abwertenden Weise besprochen; in beiden Fällen von der selben Rezensentin: Susanne Brandt. Mit flammender Rede bemühte sie sich, das Böse an der Verbreitung über die Welt zu hindern (bzw. dafür zu sorgen, dass möglichst wenige Kinderbücher aus dem Alibri Verlag in öffentliche Bibliotheken gelangen). Dabei lässt sie ihrer weltanschaulichen Voreingenommenheit freien Lauf und schreckt auch vor Falschaussagen nicht zurück.
Im Juli traf der Bannfluch Das Fliegende Spaghettimonster. Die Kinderbibel. Zum Werk von Daniela Wakonigg und Joachim Sohn schrieb die Schutzheilige der religiös korrekten Buchstabensuppe: „Um die Elemente ihres Universums provokant und schrill ins Spiel zu bringen, wird dabei das in ihren Augen traditionell Religiöse ebenso plakativ, vereinfacht und verzerrt dargestellt.“ Wer ins Buch hineinblickt, sieht hingegen, dass das „traditionell Religiöse“ eigentlich überhaupt nicht dargestellt wird, es geht ausschließlich um den Pastafarismus. Lediglich auf einer Seite sind im Hintergrund, sehr dezent gezeichnet, vier Geistliche unterschiedlicher Weltreligionen zu sehen, die ein bisschen verunsichert in die Welt schauen. Frau Brandts Vorgehen erinnert doch sehr an die „peinlichen Befragungen“ vergangener Zeiten, deren Ergebnis bereits feststand, bevor sie begonnen hatten.
Noch peinlicher erscheint Frau Brandts einige Monate zuvor erfolgte Besprechung von Big Family. Augenscheinlich war die Hobby-Inquisitorin von dem Buch intellektuell überfordert und hat nicht einmal verstanden, worum es darin geht. Denn sie bemängelt, dass in dem Buch über die Evolution das „klassische“ Modell einer traditionellen „Vater-Mutter-Kind“-Familie vorausgesetzt werde und bezeichnet die Darstellung als „nicht mehr ganz zeitgemäß“. Möglicherweise gibt es in ihrer Kirchengemeinde niemanden, der (oder die) ihr erklären kann, dass es die soziale Einheit „Familie“ gibt und andererseits jedes Lebewesen auf eine biologische Abstammung zurückblicken kann. Und in letzterer Perspektive gibt es selbstverständlich immer eine Vater-Mutter-Kind-Konstellation. Selbst im Fall einer anonymen Samenspende, wenn das Kind seinen biologischen Vater nie kennenlernt, hat es trotzdem einen biologischen Vater. Und ebenso hat jedes Kind biologisch vier Großeltern, ganz gleichgültig, ob diese, wenn es geboren wird, noch leben oder andere Menschen diese soziale Rolle übernehmen.
Wenn Susanne Brandt in ihrer Rezension darauf verweist, dass es „heute diversere Familienkonstellationen“ gibt, spricht sie über die soziale Familie, aber nicht über den Zusammenhang allen Lebens – und damit eben auch nicht über das Buch Big Family. Vielleicht hat sie aber auch nur das Wort Biodiversität falsch verstanden. (Ganz nebenbei: Dass Frau Brandt meint, „diversere Familienkonstellationen“ wären ein zeitgenössisches Phänomen, weist sie als Kleinbürgerin aus dem Elfenbeinturm aus. Gerade in früheren Zeiten, als das Leben oft kürzer war, kam es häufig vor, dass Kinder nicht bei und mit ihren biologischen Eltern groß wurden.)
Da es der Heiligen Susanne in ihren Brandt-Briefen an die Bibliothekswelt ganz offenbar vor allem darum geht, durch eine falsche Darstellung des Inhalts der Bücher die Bibliotheken vom Kauf abzuhalten, hat der Alibri Verlag bei der ekz eine Beschwerde eingereicht. Die fand diese Art von Besprechung allerdings völlig in Ordnung, die Arbeit der ekz erfolge „im Rahmen und in Übereinstimmung des presserechtlich Gebotenen und Möglichen“.
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