Meine schönste Begebenheit auf der Buchmesse. Ein Erlebnisaufsatz
Letzte Woche war ich auf der Leipziger Buchmesse. Am Sonntag kam eine Frau an den Stand, sprach die Kollegin vom Unrast Verlag an, die ich sagen hörte: „Wenn Sie eine Frage zu den tollen Kinderbüchern haben, müssen Sie sich an den Kollegen vom Alibri Verlag wenden“. Aber die Frau fand unsere Kinderbücher gar nicht toll. Vor allem gegen Pink Pinguin hatte sie schwere Einwände.
Sie fand es doof, dass Patrick, der rosafarbene Pinguin, nicht rosa sein wollte, weil er meinte, dass Jungs nun mal nicht rosa sind. Sowas zu denken, sei doch voll falsch. Besonders schlimm fand sie, dass Patricks Mutter in einem Medizinbuch nachschaut, was sie denn machen könne, jetzt, wo ihr Sohn rosa ist... Da habe ich ihr erklärt, dass sie das Buch schon bis zum Ende lesen muss. Denn es ist doch gerade der Clou an der Geschichte, dass Patrick zunächst nicht rosa sein will, dann in die Welt hinaus geht und erkennt, dass es völlig in Ordnung ist, als Junge rosa zu sein.
Aber das war noch nicht alles, was der Frau an Pink Pinguin nicht gefiel. Sie meinte, das Buch bediene auf problematische Weise „Stereotype“. Zum Beispiel, dass Patrick zu den Flamingos nach Afrika gehe, das bediene rassistische Stereotype. Denn es sei falsch, pauschal von Afrika zu sprechen, der Kontinent bestehe nämlich aus ganz verschiedenen Ländern. Ich entgegnete, dass Tiere sich doch überhaupt nicht für Landesgrenzen interessieren, aber das überzeugte die Frau nicht.
Denn, sagte sie, Kinderbücher werden von Menschen geschrieben. Und Tiere in Kinderbüchern stehen oft für Menschen. Und schon war sie beim nächsten Punkt angelangt: Die Flamingos haben nämlich alle lange, dünne Beine. Und das sei auch ein Problem von wegen Schönheitsideale und so.
Da musste ich lachen, und ich sagte ihr, dass ich das echt für Quatsch halte und wohl auch eine andere Auffassung davon habe, was Rassismus ist. Da wurde die Frau unsicher und meinte, sie könne ihre Argumente jetzt nicht so gut formulieren, aber sie werde sich die Zeit nehmen, eine Mail zu schreiben.
Die Aussagen der Frau sind korrekt wiedergegeben. Sie ist, nach eigener Aussage, für eine Institution tätig, die Empfehlungslisten für Kinderbücher erstellt. (Welche Institution das ist, hat sie nicht gesagt; ich habe aber auch nicht nachgefragt.) Eine Mail mit einer Darstellung ihrer Argumente ist bislang nicht im Verlag eingegangen.
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