Gedenkfeier für Ursula Neumann
Am 26. November fand in der säkularisierten Alten Kirche Fautenbach die Gedenkfeier für Ursula Neumann statt. Ursula Neumann hatte im letzten Vierteljahrhundert immer mal wieder für die MIZ geschrieben und in der Reihe Humanismusperspektiven erschien 2019 der Sammelband Tätiger Humanismus. Ende August meldete sie sich im Verlag und fragte, ob Gunnar Schedel bereit wäre, auf ihrer Totenfeier eine kurze Gedenkrede zu halten.
Im Laufe des Telefonats stellte sich heraus, dass sich Ursula Neumann aufgrund einer schweren Krankheit entschieden hatte, am 8. September selbstbestimmt aus dem Leben zu gehen. Sie war damit wohl die erste Prominente der säkularen Szene, die von den neuen Möglichkeiten Gebrauch machte, die sich durch das Bundesverfassungsgerichtsurteil zur Suizidhilfe ergeben hatten.
Zweieinhalb Monate, nachdem sie im Kreise ihrer Kinder aus dem Leben geschieden war, trafen sich knapp hundert Menschen in der Alten Kirche, um an Ursula Neumann und ihr vielfältiges Engagement zu erinnern. Gunnar Schedel ging in seiner „Humanismus ist immer konkret“ überschriebenen Ansprache auf ihre Rolle als Streiterin für die säkulare Sache ein. In den Mittelpunkt stellte er einen Satz aus der Dankesrede anlässlich der Verleihung des Erwin-Fischer-Preises, den sie zusammen mit ihrem Mann Johannes im Oktober 2000 vom Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten erhalten hatte. Etwa anderthalb Jahre zuvor war ein Prozess verloren gegangen, den das Ehepaar Neumann und ihr Sohn Joachim gegen die Pflicht konfessionsloser Kinder, den Ethikunterricht zu besuchen, geführt hatten. Aus heutiger Sicht hat das Verfahren maßgeblich dazu beigetragen, dass der „Ethikunterricht“ heute fast ein normales Lehrfach ist – nicht mehr vergleichbar mit dem „Nachsitzen für Konfessionslose“ der 1980er Jahre. Doch im Moment der juristischen Niederlage dachte Ursula Neumann nicht daran, ob der Einsatz langfristig positive Folgen nach sich ziehen würde oder wie möglichst schnell ein neuer Anlauf unternommen werden könnte. Sie sah nicht die politische Situation, sie sah die Menschen, die diesen Kampf geführt und letztlich verloren hatten: „Absolute Priorität hat die Versorgung der Opfer...“. Diese Perspektive, dass es im Alltag nicht „der Mensch“ ist, der Humanismus Realität werden lässt, sondern konkrete Menschen mit ihren jeweils eigenen Möglichkeiten, die aus ihren jeweils eigenen Lebensverhältnissen heraus handeln, macht Ursula Neumann zu einer außergewöhnlichen Persönlichkeit im Feld des weltlichen Humanismus.
Weitere Redebeiträge verrieten Persönliches, stellten ihren Kampf für eine gerechte Bezahlung von Psychotherapie vor oder ihr Engagement in der Geflüchtetenhilfe. Mehr zur Gedenkfeier findet sich auf der Webseite von Ursula Neumann.
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