Festakt für Gerhard Czermak zum 80. Geburtstag
Am Samstag fand am Sitz der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) in Oberwesel anlässlich seines 80. Geburtstages ein Festakt für Gerhard Czermak statt. Als regelmäßiger Beiträger zur MIZ und Autor mehrerer Bücher ist Gerhard Czermak den Verlag seit vielen Jahren verbunden. Jahrelang war er einer der ganz wenigen Juristen, die offen für einen grundsätzlichen Paradigmenwechsel im „Staatskirchenrecht“ eintraten. In seinen beiden kommentierten Bibliographien Staat und Weltanschauung (1993 und 1999) konnte er jedoch zeigen, dass bereits damals in Detailfragen eine ganze Reihe von Juristen nicht mehr den kirchenfreundlichen Argumentationslinien folgte.
Trotzdem blieb er der wichtigste Vorreiter des Übergangs zum „Weltanschauungsrecht“, das schon im Namen signalisiert, dass die Zeit, in der die Kirchen automatisch privilegiert werden, zuende geht. Mit seinem Lexikon Religion und Weltanschauung in Gesellschaft und Recht (2009) und den Lehrbuch Religions- und Weltanschauungsrecht (Springer, 2008) setzte er dabei publizistische Meilensteine. Seine erste Buchveröffentlichung (abgesehen von seiner Dissertation) war übrigens keine juristische: Als eines der letzten Bücher im legendären Greno-Verlag erschien 1989 Christen gegen Juden, eine gut lesbare Geschichte des christlichen Judenhasses.
Doch nicht nur publizistisch hat Gerhard Czermak die Anliegen der säkularen Szene unterstützt. Er hat nicht nur fast alle wichtigen Entscheidungen höchster Gerichte in der MIZ oder für den Humanistischen Pressedienst kommentiert, an vielen juristischen Auseinandersetzungen der vergangenen 25 Jahre war er als Gutachter auch direkt beteiligt. Das galt für den Verfassungsgerichtsbeschluss zu Kruzifixen in bayerischen Klassenzimmern (1995) bis hin zur teilweisen Aufhebung des Tanzverbots am Karfreitag (2016). Auch an der Gründung des Instituts für Weltanschauungsrecht (ifw) hat Gerhard Czermak mitgewirkt.
Auf dem Festakt würdigte gbs-Sprecher Michael Schmidt-Salomon die Lebensleistung des Jubilars und nannte ihn einen der „wichtigsten Vordenker einer säkularen Rechtspolitik im deutschsprachigen Raum“. Ingrid Matthäus-Maier sprach über den weltanschaulich neutralen Staat aus Sicht der Politik, Assunta Tammelleo hätte, wäre sie nicht kurzfristig erkrankt, Gerhard Czermaks Beitrag bei der Verfassungsbeschwerde gegen das karfreitägliche Tanzverbot dargestellt. Zum Schluss verkündete Gerhard Rampp, dass der Jubilar mit dem diesjährigen Feuerbach-Preis des Bundes für Geistesfreiheit (bfg) Augsburg ausgezeichnet werde. Er erinnerte daran, wie Gerhard Czermak mit der säkularen Szene in Berührung kam (es war Mitte der 1980er Jahre bei einer Lesung von Karlheinz Deschner) und an über 30 Jahre gemeinsames politisches Engagement.
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